Mittwoch, 6. Juli 2022

Transalp 2022 Etappe 4 St. Vigil - Kaltern 110km 3100hm

Nach der gestrigen "kurzen" Überführungsetappe stand heut ein etwas geänderter Rennverlauf auf dem Plan. Gestartet wurde bereits 8.00 Uhr aufgrund der Streckenlänge. Die Neuerung heut war aber, dass die Zeit von Start bis Kilometer 58 für die Tagesplatzierung gewertet wurde, von Kilometer 58 bis Kilometer 92,5 gab es ein "Time out" - bedeutet diese Zeit wurde nicht gezählt. Ab Kilometer 92,5 bis zum Ziel wurde dann wieder gewertet, wobei dieser letzte Zeitblock lediglich bei der Endabrechnung einbezogen wird.
 
In anbetracht des Wertungsverfahren bei der heutigen Etappe war der Plan schnell gestrickt, im ersten gemessenen Abschnitt gehen wir aufs Ganze - um, der aufmerksame Leser wird es schon ahnen..., morgen früh wieder ganz vorn starten zu dürfen!
Etwa 7.50 Uhr fanden wir uns, unweit unserer Unterkunft, im Zentrum von St. Vigil in unseren Startblock ein. Kühle Temperaturen um 10 Grad machten es vorab schwierig die richtige Klamotte zu finden. Wir pokerten auf Kurz/Kurz mit Unterhemd. Im Startblock angekommen fand sich "Mister Mountainbike himself" Karl Platt neben mir ein, das ich dass noch erleben darf! Ein schnelles Selfi war natürlich Pflicht!
 
8.00 Uhr Startschuss - zunächst ging es wieder neutralisiert hinter einem Führungsfahrzeug her, ganze 5km Tal abwärts. Der Anstieg zum Munt da Rina begann und das Rennen wurde frei gegeben, ziemlich genau 800hm galt es zu erklimmen. Anfänglich auf Asphalt später auf breiten Waldwegen ging es gen Gipfel. Eric gab wieder die Schlagzahl vor und ich machte mit, die ersten 30min benötigte ich heut für mich - um mit meinem Körper "eins" zu werden, das ist aber normal bei mir... ich brauch immer etwas um auf Renntemperatur zu kommen. Ich merkte ziemlich schnell das Rudi heut etwas offensiver fährt, versuchte er doch taktisch an unserer Kontrahenten Fersen zu bleiben. Als ich dann auf Temperatur war, versuchte ich Rudi etwas zu unterstützen und schob leicht mit - stets im Hinterkopf es Eric heut möglichst leicht zu machen um sein Knie zu schonen. Die letzten Meter legte Rudi nochmal ordentlich drauf um als erste in den Downhill zu stechen. Die 800hm waren nach 52 Minuten abgearbeitet, in folgender Schotter Waldweg Abfahrt ließen wir ordentlich laufen und kassierten wiederum Fahrer. 
 
Der Anstieg zum Würzjoch, der höchste Punkt des Tages folgte mit etwa 500hm, in mitten der Rampe die erste Verpflegungsstation, wir hagelten in den Gegenanstieg und ich vernahm von hinten ein lautes "AUA" Eric's Knie meldete sich. Ich weiß das er eine sehr hohe Schmerztolleranz hat, folglich bin ich mir bewusst das Rudi hier leidet! Nach Teaminterner Absprache nahm ich wieder Rudi's mit Pulver befüllte Trinkflasche und fuhr zur Verpflegung vor. Die Flaschen waren voll, Eric kam und wir starteten gemeinsam durch. In Sichtweite bekannte Trikots bat ich Rudi meine Trikottasche zu packen - mit top Teamleistung gelang es uns ziemlich schnell Anschluss herstellen und den Gipfel zu erreichen. Wir sammelten auch einen Fahrer vom Scott Generation Team aus Sachsen ein und gingen gemeinsam in den Downhill.
 
Ab nun ging es Sägezahnprofilartig straff Bergab, anfänglich noch auf Asphalt später immer Traillastiger werdend, ließen wir wieder ordentlich laufen und überholten Fahrer um Fahrer. In einer sehr schnellen Schotterabfahrt standen 2 Teams mit Reifenschäden, gut für uns - schlecht für die Fahrer. Es wechselten immer wieder tolle Trailabschnitte mit kurzen Rampen und high speed Waldwegabfahrten. Rudi's Knie funktionierte wieder halbwegs und ich versuchte so oft wie möglich ihn zu unterstützen Windschatten / schieben oder im Wechsel ziehen. Wir sammelten den 2ten Scott Generation Fahrer, auf seinen Teampartner wartend, ein und gingen gemeinsam in den auf Trailhatz. Eine Downhill Sektion mit engen Spitzenkehren war angekündigt, wir konnten als erste einbiegen. Die Spitzkehren machten ihrem Namen alle Ehre und ich weiß nun wo meine Fahrtechnischen Defizite sind... Die Generation Crew überholte von hinten und machte mustergültig vor wie solche Passagen zu bewältigen sind! Ganz stark Jungs!
 
Die erste Zielzeitnahme kam näher, die Sonne Brannte mittlerweile, die letzten Tiefenmeter fuhren wir wieder Schotterbänder mit Zickzack Profil auf und ab. Wir waren uns einig und wollten morgen unbedingt wieder in Startblock A1. Fast mit Brechstange fuhren wir die letzten Kilometer, absolut am Limit, wilde slides - fast wie bei der Moto GP - signalisieren hier klar wir bewegen uns im absoluten Grenzbereich. In Sichtweite 6 Fahrer vor uns hielten wir auch in den kurzen uphills voll drauf, ich sagte noch zu Eric wir fahren hinterher - setzte Rudi Rocket zu einem Überholmanöver im Sprint an und stach als erster der gesamten Gruppe in die letzten Abfahrtsmeter, durch eine Verkettung glücklicher Umstände tat sich in letzter Kurve eine Lücke auf und mir gelang es ebenso das komplette Gruppetto auf letzter Rille kurz vor der Zeitnahme zu überholen. Das in dieser Gruppe fahrende italienische Team hatte offensichtlich Probleme damit so kurz vor der Zeitnahme noch überholt zu werden, gestikulierend und lautstark artikulierend machten sie ihrem Frust Luft...
 
Lockeres Rollen zur 2. Verpflegung war nun angesagt, ab hier bis Kilometer 92,5 ohne Zeitnahme. Das Bild welches sich an dieser Feedzone bot, war abzusehen! Wie Heuschrecken überfielen ALLE Fahrer diese Station, es wurde gegessen und vorallem getrunken bis nichts mehr rein ging. Schnelle Zeitkontrolle auf dem Smartphone attestierte uns einen 9. Tagesrang! Spitze! Als es immer voller wurde sattelten wir die Pferde und begaben uns auf die knapp 35 km Überführung zur nächsten Etappe in der Etappe. Wir rollten gemeinsam mit Nachwuchstallent Elias Edler los, ich spannte vor und im lockeren unter Grundlagenbereich rollten wir im dicksten Gang zügig durch das Eisacktal leicht bergab auf einem Fernradweg. Sammelten wir auch hier eine größere Gruppe ein unter anderem beide Teams von Scott Generation. Gemeinsam fuhren wir durch Bozen bis zum nächsten Zeitstart. Aufgrund der heutigen wirklich extremen Hitze wurde extra noch ein Auto mit Wasserflaschen für die Fahrer unmittelbar vor der Zeitnahme deponiert.
 
Wir waren uns einig - unser Tagesziel war erreicht, der morgige Startblock A1 war gesichert. Das Garmin zeigt Temperaturen von 35 - 37 Grad an und eigentlich wollten wir entspannt fahren, ist doch unser Zeitpolster nach hinten mittlerweile über 20 Minuten groß und wir könnten locker fahren. Irgendwie packte uns aber wieder das Rennfieber und wir versuchten die letzten Rennkilometer an den vor uns fahrenden Generation Team und Elias Edler dran zu bleiben, dies gelang auch bis kurz vor den Ziel Anstieg über das wellige Profil sehr gut. Wir ergänzten uns als 5 köpfige rein Sächsische Gruppe und machten gut Meter. Meine Beine waren heut sehr willig und so vorderte ich Rudi immer wieder zur Osenkarrentechnik auf um Anschlusszu halten. Im letzten Anstieg zur Finalen Zielzeitnahme verloren wir den Anschluss und konnten lediglich noch den Führenden solisten der Senior Grandmaster Kategorie überholen. Mit Platz 10 im 2. Zeitabschnitt konnten wir unser Zeitpolster nach hinten ausbauen.
 
Ich hoffe so positiv geht es weiter und vorallem Eric's Knie hält durch!