Nach der gestrigen "kurzen" Überführungsetappe stand heut ein etwas
geänderter Rennverlauf auf dem Plan. Gestartet wurde bereits 8.00 Uhr
aufgrund der Streckenlänge. Die Neuerung heut war aber, dass die Zeit
von Start bis Kilometer 58 für die Tagesplatzierung gewertet wurde, von
Kilometer 58 bis Kilometer 92,5 gab es ein "Time out" - bedeutet diese
Zeit wurde nicht gezählt. Ab Kilometer 92,5 bis zum Ziel wurde dann
wieder gewertet, wobei dieser letzte Zeitblock lediglich bei der
Endabrechnung einbezogen wird.
In anbetracht des
Wertungsverfahren bei der heutigen Etappe war der Plan schnell
gestrickt, im ersten gemessenen Abschnitt gehen wir aufs Ganze - um, der
aufmerksame Leser wird es schon ahnen..., morgen früh wieder ganz vorn
starten zu dürfen!
Etwa 7.50 Uhr fanden wir uns, unweit unserer
Unterkunft, im Zentrum von St. Vigil in unseren Startblock ein. Kühle
Temperaturen um 10 Grad machten es vorab schwierig die richtige Klamotte
zu finden. Wir pokerten auf Kurz/Kurz mit Unterhemd. Im Startblock
angekommen fand sich "Mister Mountainbike himself" Karl Platt neben mir
ein, das ich dass noch erleben darf! Ein schnelles Selfi war natürlich
Pflicht!
8.00 Uhr Startschuss - zunächst ging es wieder
neutralisiert hinter einem Führungsfahrzeug her, ganze 5km Tal abwärts.
Der Anstieg zum Munt da Rina begann und das Rennen wurde frei gegeben,
ziemlich genau 800hm galt es zu erklimmen. Anfänglich auf Asphalt später
auf breiten Waldwegen ging es gen Gipfel. Eric gab wieder die
Schlagzahl vor und ich machte mit, die ersten 30min benötigte ich heut
für mich - um mit meinem Körper "eins" zu werden, das ist aber normal
bei mir... ich brauch immer etwas um auf Renntemperatur zu kommen. Ich
merkte ziemlich schnell das Rudi heut etwas offensiver fährt, versuchte
er doch taktisch an unserer Kontrahenten Fersen zu bleiben. Als ich dann
auf Temperatur war, versuchte ich Rudi etwas zu unterstützen und schob
leicht mit - stets im Hinterkopf es Eric heut möglichst leicht zu machen
um sein Knie zu schonen. Die letzten Meter legte Rudi nochmal
ordentlich drauf um als erste in den Downhill zu stechen. Die 800hm
waren nach 52 Minuten abgearbeitet, in folgender Schotter Waldweg
Abfahrt ließen wir ordentlich laufen und kassierten wiederum Fahrer.
Der
Anstieg zum Würzjoch, der höchste Punkt des Tages folgte mit etwa
500hm, in mitten der Rampe die erste Verpflegungsstation, wir hagelten
in den Gegenanstieg und ich vernahm von hinten ein lautes "AUA" Eric's
Knie meldete sich. Ich weiß das er eine sehr hohe Schmerztolleranz hat,
folglich bin ich mir bewusst das Rudi hier leidet! Nach Teaminterner
Absprache nahm ich wieder Rudi's mit Pulver befüllte Trinkflasche und
fuhr zur Verpflegung vor. Die Flaschen waren voll, Eric kam und wir
starteten gemeinsam durch. In Sichtweite bekannte Trikots bat ich Rudi
meine Trikottasche zu packen - mit top Teamleistung gelang es uns
ziemlich schnell Anschluss herstellen und den Gipfel zu erreichen. Wir
sammelten auch einen Fahrer vom Scott Generation Team aus Sachsen ein
und gingen gemeinsam in den Downhill.
Ab nun ging es
Sägezahnprofilartig straff Bergab, anfänglich noch auf Asphalt später
immer Traillastiger werdend, ließen wir wieder ordentlich laufen und
überholten Fahrer um Fahrer. In einer sehr schnellen Schotterabfahrt
standen 2 Teams mit Reifenschäden, gut für uns - schlecht für die
Fahrer. Es wechselten immer wieder tolle Trailabschnitte mit kurzen
Rampen und high speed Waldwegabfahrten. Rudi's Knie funktionierte wieder
halbwegs und ich versuchte so oft wie möglich ihn zu unterstützen
Windschatten / schieben oder im Wechsel ziehen. Wir sammelten den 2ten
Scott Generation Fahrer, auf seinen Teampartner wartend, ein und gingen
gemeinsam in den auf Trailhatz. Eine Downhill Sektion mit engen
Spitzenkehren war angekündigt, wir konnten als erste einbiegen. Die
Spitzkehren machten ihrem Namen alle Ehre und ich weiß nun wo meine
Fahrtechnischen Defizite sind... Die Generation Crew überholte von
hinten und machte mustergültig vor wie solche Passagen zu bewältigen
sind! Ganz stark Jungs!
Die erste Zielzeitnahme kam näher, die
Sonne Brannte mittlerweile, die letzten Tiefenmeter fuhren wir wieder
Schotterbänder mit Zickzack Profil auf und ab. Wir waren uns einig und
wollten morgen unbedingt wieder in Startblock A1. Fast mit Brechstange
fuhren wir die letzten Kilometer, absolut am Limit, wilde slides - fast
wie bei der Moto GP - signalisieren hier klar wir bewegen uns im
absoluten Grenzbereich. In Sichtweite 6 Fahrer vor uns hielten wir auch
in den kurzen uphills voll drauf, ich sagte noch zu Eric wir fahren
hinterher - setzte Rudi Rocket zu einem Überholmanöver im Sprint an und
stach als erster der gesamten Gruppe in die letzten Abfahrtsmeter, durch
eine Verkettung glücklicher Umstände tat sich in letzter Kurve eine
Lücke auf und mir gelang es ebenso das komplette Gruppetto auf letzter
Rille kurz vor der Zeitnahme zu überholen. Das in dieser Gruppe fahrende
italienische Team hatte offensichtlich Probleme damit so kurz vor der
Zeitnahme noch überholt zu werden, gestikulierend und lautstark
artikulierend machten sie ihrem Frust Luft...
Lockeres Rollen zur
2. Verpflegung war nun angesagt, ab hier bis Kilometer 92,5 ohne
Zeitnahme. Das Bild welches sich an dieser Feedzone bot, war abzusehen!
Wie Heuschrecken überfielen ALLE Fahrer diese Station, es wurde gegessen
und vorallem getrunken bis nichts mehr rein ging. Schnelle
Zeitkontrolle auf dem Smartphone attestierte uns einen 9. Tagesrang!
Spitze! Als es immer voller wurde sattelten wir die Pferde und begaben
uns auf die knapp 35 km Überführung zur nächsten Etappe in der Etappe.
Wir rollten gemeinsam mit Nachwuchstallent Elias Edler los, ich spannte
vor und im lockeren unter Grundlagenbereich rollten wir im dicksten
Gang zügig durch das Eisacktal leicht bergab auf einem Fernradweg.
Sammelten wir auch hier eine größere Gruppe ein unter anderem beide
Teams von Scott Generation. Gemeinsam fuhren wir durch Bozen bis zum
nächsten Zeitstart. Aufgrund der heutigen wirklich extremen Hitze wurde
extra noch ein Auto mit Wasserflaschen für die Fahrer unmittelbar vor
der Zeitnahme deponiert.
Wir waren uns einig - unser Tagesziel
war erreicht, der morgige Startblock A1 war gesichert. Das Garmin zeigt
Temperaturen von 35 - 37 Grad an und eigentlich wollten wir entspannt
fahren, ist doch unser Zeitpolster nach hinten mittlerweile über 20
Minuten groß und wir könnten locker fahren. Irgendwie packte uns aber
wieder das Rennfieber und wir versuchten die letzten Rennkilometer an
den vor uns fahrenden Generation Team und Elias Edler dran zu bleiben,
dies gelang auch bis kurz vor den Ziel Anstieg über das wellige Profil
sehr gut. Wir ergänzten uns als 5 köpfige rein Sächsische Gruppe und
machten gut Meter. Meine Beine waren heut sehr willig und so vorderte
ich Rudi immer wieder zur Osenkarrentechnik auf um Anschlusszu halten.
Im letzten Anstieg zur Finalen Zielzeitnahme verloren wir den Anschluss
und konnten lediglich noch den Führenden solisten der Senior Grandmaster
Kategorie überholen. Mit Platz 10 im 2. Zeitabschnitt konnten wir unser
Zeitpolster nach hinten ausbauen.
Ich hoffe so positiv geht es weiter und vorallem Eric's Knie hält durch!