Die Nacht verlief vielversprechend und der Appetit am Morgen stellte sich auch langsam ein.
Wiederholt klingelte der Wecker 4.45 Uhr, ohne Zwischenfälle in der Nacht, ein erstes gutes Zeichen. Am Frühstücksbuffet angekommen, wählten wir warmen Haferschleim mit einem Topping aus Zimt und Honig, was ganzjährig Zuhause funktioniert - muss auch hier funktionieren! Der Körper nahm es an! Bei der Abwicklung der üblichen Pre-Race Handgriffe kommt langsam Routine auf und so fanden wir uns pünktlich im Startbereich ein. Der Start auf die 100km mit 2300hm erfolgte und es ging zügig los, die Strecke war anfänglich gleich zur 1 Etappe, nur diesmal in einem anderen Block gestartet, machte es etwas mehr Spaß. Anfänglich wieder einen selektiven Asphaltberg hoch, welcher das Feld gut streckte, wie immer fuhren wir defensiv und Eric gab die Pace vor. Wir hatten ein gutes Tempo und konnten mit etwas Glück und Geschick als erste unserer kleinen Gruppe in den Downhill einbiegen, endlich freie Fahrt. Wir ließen es gut laufen, so lange es ging, Eric legte mit seinem neuen Fully eine sehr beachtliche Downhill-Performance hin, abschnittsweise muss ich mich ganz schön strecken, um dran bleiben zu können. Im Tal folgte wieder ein Trailparadies, hoch - runter - rüber - nüber und das immer wieder von vorn, stundenlang! Der Traum eines jeden MTB'lers, der Spaß hält aber meist nur so lange an, bis die nächste Gruppe im Trail parkt, lassen wir hier immer relativ viel Zeit liegen, da kein vorbeikommen ist. Wäre es Zuhause ein Eintagesrennen, würde ich am Anfang mehr investieren, um bestenfalls mit der Spitze in den Trail einzubiegen, wo dann flüssiger gefahren wird.
Es folgten immer wieder kleine Brücken und amüsant gebaute Bach-Überfahrten in den Trail integriert. Der Untergrund ist größtenteils extrem staubig und zumeist mit Steinen gespickt, wir versuchen stets eine möglichst saubere Linie zu fahren, um Pannen an den Reifen zu vermeiden, funktioniert das bisher sehr gut... Toi Toi Toi. Kurz vor unserer erwarteten Verpflegungszone, in welcher unsere Flaschen warteten, fuhren wir nochmal ein taktisch sauberes Manöver und überholten eine Gruppe aus ca. 8 Fahrern, unmittelbar bevor wir in den gebauten Trail einbogen. Wir hatten freie Fahrt und ließen es derart laufen, dass die Freudentränen kullerten! Ein riesen Spaß! An der Verpflegung angekommen, bediente sich Eric ausgiebig am Buffet, schien bei ihm langsam die Lichter auszugehen - ganz normal - bei derart wenig Nahrungszufuhr der letzten Tage, wundert es mich überhaupt noch Rennen fahren zu können. Genehmigte ich mir etwas Rührkuchen, machte sich Eric über Salzkartoffeln her, um die Diarrhö in den Griff zu bekommen. Sicher nicht die beste Race Nutrition, so sind wir doch froh über alles, was drin bleibt.
Die wilde Fahrt ging weiter, mussten wir nun relativ viele Teams überholen, welche uns an der Verpflegung überholt hatten, wiederholt raue Singletrails fahrend, stießen wir mitten im Urwald auf Bahnschienen, darauf saß ein Streckenposten im Liegestuhl und warnte die Fahrer - ob vor einem herannahenden Zug oder vor den Schienen selbst, man weiß es nicht. Im weiteren Rennverlauf kreuzten wir nochmals diese Schienen und ich bin mir sicher, diese sind noch genutzt, blanke Stahlschiene und Kohle-Geruch/Staub an dieser Stelle. Eine längere Sandwegpassage folgte und erforderte allerhand fahrtechnisches Geschick und Bumms in den Keulen. Das Schild am Wegesrand "10km to go" läutete dann die finale Rennphase ein, man merkte, jeder Fahrer mobilisierte nochmal sämtliche Kräfte. So fuhren wir auf ein Männerduo auf, vor uns allen ein Damenteam, vor dem folgenden Downhill gelang es allen, außer mir dieses Damenteam zu überholen. Also im Trail hinten anstellen, nicht das die Weibchen langsam fuhren, es hat aber nicht genügt, um an Eric und dem Männerduo dran zu bleiben. Der Downhill spuckte uns auf einem freien Waldweg aus und Eric außer Sichtweite. Hier konnte ich mich nochmal ausgiebig ausbelasten, um bis kurz vor dem Zielbereich wieder Anschluss herstellen zu können. Kurz es etwas Luft geschnappt und ab Richtung Ziellinie wurde dann in Gruppe nochmals ordentlich durchgeladen... einfach weil es Spaß macht :-)