Die schlaflose Nacht, leider nicht vor Aufregung, vielmehr aufgrund akuter Magenprobleme.
Das Abendessen fiel für Eric gestern gänzlich flach, eine Schale Reis konnte ich ihm vom Buffet mitbringen. Auch ich verhielt mich äußerst defensiv, wissen wir noch nicht genau, wo Erics Unwohlsein herrührt. Nach etwa einer Stunde Schlaf wachte auch ich auf und hatte mit starker Übelkeit zu kämpfen, an schlafen war nicht zu denken, ein einziges wälzen im Bett gepaart mit schubweisen Schweißausbrüchen. Ich hörte Eric neben mir ebenfalls nicht schlafen und so wurde es für uns eine sehr lange und vor allem unangenehme Nacht. Zum Glück erlöste uns der Handywecker Punkt 5 Uhr. An Frühstück war nicht zu denken, lediglich eine Tasse Tee fand den Weg in meinen Körper. Eric traf es härter, spür- und sehbar quälte er sich auf und packte seinen Koffer. Ich warf mir aus lauter Verzweiflung eine Paracetamol ein, in der Hoffnung die Übelkeit etwas zu Bremsen, Eric nahm seinerseits verordnete Medikation.
Der zur Akkreditierung erhaltene Cape Epic Koffer, mit Prägung der Startnummer, musste heut in der Lobby des Hotels abgegeben werden, denn wir wechseln nach dem Prolog in eine neue Stadt - Hermanus - und unsere Reisekoffer wurden unabhängig von uns bereits dahin transportiert.
Auf der Fahrt zum Eventgelände kämpften wir weiter mit unseren Leiden, Eric jedoch deutlich mehr als ich. Dort angekommen, suchten wir sofort das Medical Center auf, um einen Arzt mit Eric's Symptomen zu konfrontieren, auch dort erhielt er eine weitere Dosis. Mir tat derweil die frische Luft gut und ich erholte mich etwas.Warten auf unseren Start war angesagt, mit reichlich Flüssigkeitszufuhr und der entsprechenden Ruhe ließen wir es auf uns zukommen. Als Eric dann seine Rückennummer montierte, war mir endgültig klar, wir versuchen es. Allein er konnte entscheiden, ob und wie wir starten werden. Ich fühlte mich selbst nicht fit, spürte aber schon deutliche Verbesserung zur letzten Nacht. Dann ging alles ganz schnell, unsere Startnummer wurde aufgerufen und folglich mussten wir uns in Zweierreihen Richtung Startrampe einordnen. Erstmalig in unserer "Radfahrkarriere" zelebrierten wir solch eine Prozedur. Die Kamera's auf uns gerichtet, wohlwissend das in der Heimat die treuen Fans auf YouTube unser treiben verfolgen.
Wir starteten sehr defensiv, Eric gab vor und ich schob, wenn es ging leicht von hinten mit. Hatte sich dieses und ähnliche Verfahren bereits zur Transalp mehrfach bewährt. Meine Wattwerte waren gar nicht so schlecht, gemessen an unserer vorangegangenen Nacht. Noch im ersten Anstieg fragte mich Eric nach meinem Puls, viel zu hoch bei mir - ließ ich mir fortan nur noch Watt anzeigen, um keine Verunsicherung meinerseits herbeizuführen, Eric's Puls hingegen war viel zu tief.
Der erste Anstieg war im Grunde ein Flowtrail Downhill welchen wir Uphill gefahren sind, ließ sich traumhaft fahren, fester Untergrund mit einer leichten Staubschicht. Kein Vergleich zur matschigen Piste vom Vortag. Wir wurden straff überholt, war dies heut aber völlig egal, ankommen war unser Ziel! In folgender Feldweg Abfahrt ließen wir es kontrolliert zügig laufen und konnten bereits die ersten Kontrahenten wieder "einsammeln".Es folgten längere Stücke Flachstrecke auf Feldwegen mit reichlich Gegenwind. In gewohnter Manier spannte ich vor und konnte mich gut austoben, Eric machte sich klein, um möglichst viel Benefit davon abzubekommen. An einem größeren, recht modernen Kuhstall angekommen, führte die Strecke - zur Verwunderung aller - mitten hindurch... Dies hatten wir so auch noch nicht, ein Glück, der Stall war frisch gemistet. Eine weitere Drückerpassage folgte, auf welcher wir wiederholt gut harmonierten, darauf folgte das Highlight der Etappe - eine riesige Pontonbrücke quer durch einen Karpfenteich, ob dort jemand baden gegangen ist, wir wissen es nicht. Ein Zelt mit Partywütigen feierte direkt am Teich, sicher spekulierte der ein oder andere Zuschauer mit spektakulären Taucheinlagen.
Ein Sägezahn ähnliches Höhenprofil folgte und wir fuhren weiterhin defensiv, so gut es ging, unterstützte ich Eric und schob leicht von hinten mit. Die Sonne brannte mittlerweile erbarmungslos von oben, eigentlich genau meine Bedingungen. Ein kleines Schild am Wegesrand zeigte an "2km to go" es gelang uns leider nicht in den finalen Downhill als erste einzufahren und so mussten wir diesen hinterher fahren, ein überholen wäre hier zu gefährlich gewesen und so genossen wir den flow Richtung Ziel. Dort angekommen waren wir zufrieden mit unserer Leistung, weit weniger als erwartet, aber unter den gegebenen Bedingungen mehr als beachtlich! Schlussendlich sind wir froh, die Etappe überhaupt geschafft zu haben, des nächtens habe ich uns beide schon den Tag im Hotelzimmer verbringen sehen...
Nun sind wir in Hermanus angekommen, unser Hotel bis Freitag befindet sich hier. Ein traumhaft schönes Fleckchen Erde, vielleicht gelingt es uns, die Gegend noch etwas zu erkunden. Zur Feier des Tages gab es auch eine Massage für uns, dieses Vergnügen wird uns fortan bis zum Ende des Rennens zuteil, dies ist bereits in unserem Paket inbegriffen. Das heutige Abendessen hat uns schon wieder geschmeckt, darum sind wir positiv gestimmt, morgen fitter am Start zu stehen.
Vielen Dank für's Daumen drücken und die vielen netten Nachrichten, es scheint geholfen zu haben!Wir werden jetzt schlafen, immerhin haben wir einiges nachzuholen.