Sonntag, 14. Juli 2024

Maxxis Bike Transalp 2024 Etappe 1 Ehrwald - Imst

Die Abendveranstaltung mit Meet&Eat am gestrigen Abend verlief reibungslos. Wir schauten uns kurz vorher die Unterkunft der Camp-Schläfer an, hier eine große Kletterhalle, stellten aber schnell wiederholt fest, dass dies nicht unsere präferierte Variante ist. Gewiss hat auch diese Art der Unterbringung einen Charme, genießen wir aber doch lieber die Vorzüge unserer Zweisamkeit im Hotelzimmer. Viele bekannte Gesichter konnten wir nun schon ausmachen, interessant wen man so immer wieder trifft. Egal ob beim Cape Epic in Südafrika oder hier bei der Transalp in Ehrwald, die Community findet sich immer wieder!
Davon Zeugen oft auch die vielen Aufkleber der verschiedensten Etappenrennen Startnummern auf den Fahrradrahmen der Teilnehmerschaft. Solche Aufkleber werden in diesen Kreisen ähnlich hochgeachtet wie die Beschmückung ranghoher Offiziere und ebenso stolz auch gezeigt. Auch meinen Rahmen ziert unsere Cape Epic Nummer vom letzten Jahr und wird auch für immer dort bleiben! Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht schaue ich schon Richtung August, wo bereits der nächste Aufkleber für uns wartet.

Nach dem gestrigen Dinner stand das Streckenbriefing an, da dies aber auch, für jeden auf YouTube zugänglich, im Internet stattfindet entschieden wir uns spontan die Veranstaltung zu verlassen und Familie Edler auf dem Campingplatz zu besuchen. Eine sportbegeisterte Familie aus Mittelsachsen, welche wir kennen, die ihre zwei sehr ambitionierten Jungtalente entsprechend fördern und hier als Team Family aufgefahren sind. Ein gemeinsamer Abend mit taktischer Rennbesprechung im Restaurant des Campingplatzes war die logische Konsequenz.

Das Briefing der Strecke schauten wir dann online im Hotelzimmer, legten uns alle möglichen Szenarien zurecht und sprachen alle Eventualitäten durch. Pünktlich 22 Uhr ließen wir die Jalousien runter, um 6 Uhr aufzuwecken, nicht vom Wecker, einfach weil 8h Schlaf recht ungewöhnlich für mich sind - schaffe ich Zuhause meist kaum 7h... ein gutes Zeichen so ausgeruht an den Start zu gehen!

Nach dem sehr reichhaltigen Frühstück mussten wir unsere Transalptaschen packen und heute am ersten Tag ausnahmsweise zur Abgabestelle im Startbereich bringen. Eric nahm sich glücklicherweise dieser Aufgabe an und shuttlete gleich die Taschen unserer Zimmernachbarn mit, auch hier wieder Zusammenhalt auf ganzer Linie, die Summe der kleinen Dinge macht das Miteinander hier so angenehm. Die Kameras sind geladen, ja wir haben aufgerüstet, so haben wir am Donnerstag vor Rennbeginn in Dresden noch schnell eine zweite Actioncam erworben. Um noch mehr Eindrücke vom Renngeschehen festhalten zu können und bestenfalls im Spätherbst, insofern wir wiederholt so professionell bei der Produktion unterstützt werden ;-), erneut einen feinen Video-Vortrag für euch präsentieren zu können!

Der Startschuss erfolgte, heut zur Ausnahme, erst 10 Uhr, sicher aus organisatorischen Gründen und um den spät anreisenden Start zu vereinfachen. Gestartet wurde heut im Massenstart auf die 73 km und 2200 hm umfassende Strecke nach dem Motto "Wer zuerst kommt, steht im Startblock weit vorn". Die darauf folgenden Etappen werden dann jeweils nach Ergebnis der Vortage in Startgruppen bzw Leistungsklassen sortiert.

Der Startschuss knallte und der riesige Tross setzte sich in Bewegung, wir standen gut - etwa um Position 50 - gestartet wurde neutralisiert, also hinter einem Führungsfahrzeug kurz durch Ehrwalds Zentrum und direkt in den Anstieg Richtung Eibseeblick. Wie der Zufall so will, kannte ich diesen Anstieg bereits von einem Urlaub im letzten Jahr. Wie sollte es anders sein, knallten anfänglich wieder recht viele auf diesem breiten Asphaltanstieg an uns vorbei, diesmal habe ich auf die Uhr geschaut, genau nach 7min haben wir wiederum begonnen einzusammeln... ein Phänomen welches sich wohl nie ändern wird. Zur Freude von uns gesellte sich ein bekanntes Gesicht zu uns, wer bei unseren Vorträgen war, kann sich vielleicht an die Szene erinnern, als wir auf einen uns bekannten Fahrer beim Cape Epic aufgefahren waren und kurz geplaudert hatten. Wie der Zufall will, fährt dieser junge Mann, als Solofahrer, auch hier wieder mit und begleitet uns bis ins Ziel!

Was mir auch sofort auffiel, dass Eric gut 20 - 25 Watt mehr anlegte als bei unseren Teilnahmen 21/22, das ist natürlich mehr als erfreulich für uns! Dass dies so kommt, konnte ich schon anhand Erics Trainingsdaten der letzten Monate sehen, er hat im letzten Jahr einen guten Leistungssprung gemacht! Zurückzuführen ist das meiner Einschätzung nach hauptsächlich an geänderten Lebensumständen. Somit fuhren wir den ersten etwa 500 hm umfassenden Anstieg mit ordentlich Zug auf der Kette und konnten uns bereits gut vorarbeiten! Die letzten 100 hm fuhren wir dabei auf einem feinen schmalen Naturpfad.

Der erste Downhill, eine Recht schnelle Schotterweg Abfahrt, vorbei an der mir ebenfalls bekannten Gamsalm war zunächst etwas aufregend, muss sich Körper und Geist erstmal an diese doch recht rutschigen schnellen Wege gewöhnen. Dazu kommt das dort wahrscheinlich etwas zu viel Luft in unseren Reifen war, die Temperaturen waren sicher schon 10 Grad höher als beim Start, noch dazu der Höhenunterschied und schwupp sind 0,3 Bar mehr im Reifen. Kontrolliert aber sehr zügig ging es bergab, im letzten Teil dann noch ein angelegter Trail welchen wir genüsslich hinunter frästen! Im Tal folgten dann etwa 23 km Flachpassage mit kräftezehrenden stetigem auf und ab. Inmitten dieses Abschnittes die erste Verpflegungsstation, kurzer Stopp um Flaschen aufzufüllen und welch eine Freude, unsere Thüringer Freunde welche wiederholt einen VP ausrichten, ein Wiedersehen mit großem Helau!

Schon ging es in den letzten langen Anstieg des Tages, etwa 800 hm auf das Marienbergjoch, anfänglich ein feiner Schotterweg mit seichter Steigung, zog sich die Schlinge zum Ende hin zu, die letzten 150 hm waren derartig steil das selbst E-Biker kapitulierten - hoch wie runter! Mit unserer kleinst möglichen Übersetzung 32/50 gelang es uns, dieses Monster fahrend zu bewältigen! Die Sonne ballerte erbarmungslos, diese Paarung verlangte von uns einiges an Willenskraft... daran fehlt es uns aber bekanntlich nicht!

Der darauffolgende Schotterweg Downhill war dann eine Wohltat, lediglich ein paar Kühe blockierten den Weg und zwangen uns etwas Tempo rauszunehmen. Die Bergkulisse ringsum unbezahlbar - Traumhaft! Die GoPro glühte, ich bin mir sicher Traumhafte Aufnahmen! Vorbei an der Marienbergalm hinab ins Tal die letzten 400 Tiefenmeter leider auf Asphalt, dafür Sau schnell. Das Finale bildete dann eine 13 km Talpassage in welcher wir nochmal die Zähne zusammen beißen mussten und einfach durch drücken. Kurz vor Ziel holte uns dann noch ein uns bekanntes Team von hinten ein, folglich wurde es nochmal anstrengend die letzten Kilometer. Keiner wollte sich was schenken und in dem finalen kurzen Anstieg Richtung Ziel konnten wir dann die entscheidende Attacke setzen! Glücklicherweise gelang dies und wir konnten so eine kleine Lücke Richtung Ziel mitnehmen.

Schlussendlich stand für uns, recht überraschend, ein Gesamtplatz 19 und in unserer Kategorie Herren Amateur Platz 2 zu Buche! Die Freude darüber war riesig! Nun heißt es maximal regenerieren, um morgen wieder abliefern zu können... Unser Hotel ist diesmal 2,5 km Bachabwärts, mal schauen ob es dort Sekt oder Champagner gibt, wir haben Grund zu feiern!!!