Die Nacht verlief unruhig, reger LKW Verkehr auf der Hauptstraße vor unserem Hotelzimmer ließ uns nur bedingt in Tiefschlafphasen vordringen, der des nächtens einsetzende Regen sorgte zusätzlich für Unruhe. Der Morgen erwachte und es war nass, das Positive - es hatte sich etwas abgekühlt, das Negative - auf Matsch hat keiner Bock. Das übliche Frühstückszenario jeder 2 Brötchen mit Käse und Nutella nebst einer guten Tasse Kaffee und etwas Müsli, es schleift sich Routine ein... selbst am Frühstücksbuffet!
Im Startbereich angekommen sitzen auch dort die Handgriffe, Familie Edler begrüßen - Pipi - Tagbeutel abgeben - etwas Media Content produzieren und ab in den Startblock.
Kurz noch ein paar Worte zu unseren Rädern, Eric trennte sich über den Winter von seinem beim Cape Epic benutzten Fully und kaufte sich ein neues Trek Supercaliber mit wesentlich modernerer Geometrie. Die Eckdaten und Zutaten am Rad sind identisch zu seinem letzten Rad, jedoch nun mit versenkbarer Sattelstütze.
Auch bei mir wurde optimiert, so kam ich über den Winter auf die glorreiche Idee den geschundenen Lack zu entfernen und fortan im Stealth Look bzw. Rohcarbon Oberfläche zu fahren. Weiterhin fand ebenso eine versenkbare Sattelstütze den Weg an mein Rad und als Kirche auf der Torte fahren wir beide nun ein elektronisches Schaltwerk, welches bisher tadellos und unauffällig seinen Dienst vollzieht. In Sachen Schaltperformance sicher das schärfste was wir bisher am Rad hatten! Als kleines Upgrade der Bremsanlage montierte ich noch am Tag vor der Abreise eine größere 180mm XTR Bremsscheibe mit Kühllamellen, mit diesem Setup sind wir bisher sehr zufrieden!
Ebenso gleich zu gestern schoss der Bürgermeister von Nauders Punkt 9 Uhr die Startpistole, der Tross startete auf die 51 km lange und 2100 hm umfassende Strecke, merkt man aber das es langsam ruhiger wird im Starterfeld! Direkt ab Start fuhren wir in den ersten Anstieg, damit war heut keine Neutralisation notwendig und so nagelten wir die ersten 800 hm des Tages weg. Den Anstieg kannten wir bereits, sind wir diesen bei unserer Transalp Teilnahme 2021 bereits identisch gefahren. Ein extrem steiles Stück Wiesenanstieg am Ende der Auffahrt haben wir damals noch fahrend bewältigt, war es 2021 ja auch die 1. Etappe, da sich aber anscheinend niemand gefunden hat der diese Rampe entspannter gestaltet quälten wir uns wieder hoch - diesmal zu Fuß! Zur Beruhigung aller Mitlesenden - keiner in unserem Sichtfenster konnte diesen Brecher fahrend bewältigen.
Der Gipfel des Bergkastel auf fast 2200 m.ü.N war erreicht und hier begann die Party, gebaute Trails wie wir sie uns so sehr wünschen! Ein paar kurze Überholmanöver im engen Trail und dann konnten wir unsere Fullys tanzen lassen, freie Fahrt nach vorn. Ich denke, diese Passagen liegen uns sehr gut, Airtime, Anliegerkurven, Pumptrack ähnliche Elemente, mein mittlerweile in die Jahre gekommenes Cannondale Scalpel funktionierte wieder perfekt!
Nicht nur der Schweiß tropfte, hier waren sich auch ein paar Freudentränen dabei. Es folgte ein kurzes auf und ab entlang toller Trails, durch die weltbekannten Panzersperren auf dem Gipfelkamm Richtung Plamort. Hier dann ein Bild, welches wohl bisher der schönste Ausblick der diesjährigen Transalp war, es lag uns der Reschensee zu Füßen etwa 500 Tiefenmeter unter uns! Diese türkis schillernde Schönheit, umrandet von 2000ern, welch ein Anblick!
Die darauffolgende Abfahrt, eine extrem schnelle Schotterpassage, frästen wir im Eiltempo hinunter, kurzer Zwischenanstieg und zack in den letzten Trail Richtung Tal, hier wurde es dann technisch verblockter, alles sauber fahrbar, aber ein Auge für genaue Linien war Pflicht! Im Tal angekommen, Empfang uns der Ort Reschen mit der ersten Verpflegungsstation, wieder unsere Thüringer Freunde, Flaschen auffüllen und Abfahrt in den nächsten langen Uphill zur Reschener Alm, der Haken hier, ein Erdrutsch in den Tagen zuvor machte einige Passagen unfahrbar - wiederholt Schiebestücke. Kurze schnelle Schotterabfahrt und auf in den letzten Anstieg des Tages, etwa 250 hm. Nach Rücksprache mit Eric ließen wir die dort gelegene Verpflegungsstation taktisch wichtig und richtig aus, einzig ein Stück Kuchen wollte er serviert bekommen, ich fuhr minimal vor, holte Kuchen vom Buffet und übergab es im fahren - perfekt!
Der finale Downhill wiederholt hinunter zum Reschensee stellte sich dann als mit Abstand technischste Sektion des Tages heraus. Der Boden war zum Glück größtenteils wieder abgetrocknet, nicht auszudenken hätte es hier geregnet. Der nicht enden wollende Trail war eine Naturabfahrt recht rauer Natur, viel Stein und Absätze, noch mehr Wurzel, fast alles für uns problemlos fahrbar - muss man hier trotzdem Vernunft walten lassen, immerhin ist in solchen Passagen auch sehr schnell, sehr viel Schaden produziert. Dank unserer neu montierten versenkbaren Sattelstützen mutieren unsere 100 mm Fullys zu Minienduros und bringen uns so ein riesen Stück an zusätzlicher Sicherheit! Dieser Trail wollte gefühlt nie enden, verlangte aber bis zum letzten Meter volle Konzentration! Am Reschensee angekommen folgten noch flache 5 km um den See, gemeinsam mit einem belgischen Einzelfahrer bildeten wir ein schnelles Dreigestirn Richtung Zieleinlauf unmittelbar neben dem Kirchturm, welcher hier sagenhaft aus dem Wasser ragt.