Etappe 2 der 4Islands ist als Königsetappe ausgeschrieben und umfasst 71km mit 1600hm im Anstieg. Bereits die Nacht dahin, war von Strapazen geprägt, eine offensichtlich nicht funktionierende Klimaanlage brachten die Zimmertemperatur unseres Hotelzimmer auf 26 Grad. An Schlafen nicht zu denken, stattdessen zerlaufe ich förmlich - in mir der Gedanke an ein gleiches Szenario 2023 in Südafrika, als wir uns einen Magen/ Darm-Infekt eingefangen hatten. Hier sind wir aber kerngesund und allein die Temperatur ist der Knackpunkt.
Gegen 12 Uhr fand ich dann nach etlichen Balkontür-Stellungsvarianten langsam in den Schlaf. Der Wecker klingelte erbarmungslos 6 Uhr und Eric offenbarte mir selbiges Schlafproblem, bei ihm war es aber andersrum, er war früh wach.
Voller Tatendrang stürzten wir zum Frühstücksbuffet, um mit reichlich frisch gebrühten Kaffee die Lebensgeister im Körper zu wecken, dies sollte auch gelingen.
Der Startschuss erfolgte heute erst 10 Uhr, bis dahin sind aber allerhand Dinge zu erledigen... Räder von der Fähre aus dem Bikepark holen, Antrieb säubern und Kette schmieren, Gopro's anbringen, Federwegsreset an meiner Gabel, Tauchrohre der Gabeln und der Dämpfer reinigen und zum Schluss wird Probe gefahren. Das anschließende Warmfahren fiel heute wiederholt eher halbherzig aus und schon standen wir im schnellsten Startblock unserer Kategorie.
Die wilde Meute bahnte sich ihren Weg aus den engen Gässchen der Stadt Cres hinaus, wiederholt viel Hektik im Fahrerfeld und ich bin jedes mal froh, wenn niemand stürzt. Es ging direkt in den ersten längeren gut 400hm umfassenden Anstieg, noch am Fuße verhakten sich zweier Fahrer Lenker und das Feld kam in Folge dessen kurz zu stehen. Schon hier ging die entscheidende Gruppe nach vorn flöten und wir mussten nacharbeiten, Gruppe um Gruppe holten wir ein, holten kurz Luft und wechselten auf die Überholspur. Eric mahnte frühzeitig unser hohes Anfangstempo, jedoch hatte ich eine 4er Konstellation in Sichtweite und wollte gern aufschließen. Die Beinchen drehten wiederholt ganz willig und so formierten wir mit einer kräftigen Brise von vorn den 2 Teams hinterher. Dieses gelang uns auch ganz passabel, Ausruhen und Windschatten erhaschen war hier aber Fehlanzeige, die 4er Konstellation wollte sich anscheinend auf Krampf gegenseitig kaputt fahren. Jede kleine Welle in diesem ersten langen Anstieg ballerten sie aus vollen Rohren, völlig unharmonisch. Als Eric dann noch leichte Kopfschmerzen vermeldete, fuhren wir unseren eigenen Stiefel und das war gut so.
Auf dem Gipfel angekommen, folgte ein sehr langer, recht rauer Trail entlang des Gipfels. Hier haben wir wiederholt Tempo rausgenommen, um sauber ohne Defekte durch zu kommen, zweifelsohne lassen wir, im speziellen ich, die meiste Zeit liegen. Anscheinend rächt sich in solchen Passagen das ganze Jahr Rollefahren dann doch etwas, nicht das es unfahrbar wäre, aber unsere unmittelbaren Mitstreiter kommen souveräner durch. Der folgende Downhill war dann schon minimal flowig, dort lief das Rad schon wesentlich besser bergab.
Ab hier folgte ein langer Asphaltanstieg mit reichlich Flachpassagen zum drücken, hier schlägt natürlich wieder unsere Stunde und wir sammelten mächtig viele Teams ein. Das Unglückliche dabei, der Wind größtenteils von vorn, gelang es allen im Windschatten dran zu bleiben und niemand wollte investieren. So spannte ich vor, pendelte das Tempomat bei guter Reisegeschwindigkeit ein und hielt die Nase in den Wind. Am Gipfel des Berges umfasste unsere Gruppe stolze 5 Teams und keiner wollte mit im Wind spielen, schade hätten ja alle davon profitiert…
Im darauf folgenden schnellen Sägezahnprofil blies dann Eric mächtig ins Horn und wir traten die Flucht nach vorn an - solo! Die Abfahrten auf Asphalt waren dann eine Wohltat für Mensch und Material und wir konnten ordentlich fliegen lassen. Nach vorn und nach hinten war niemand in Sichtweite, bogen wir in einen Uphill, welchen wir als derart eklig empfanden, ein Weg gebaut aus runden faustgroßen Steinen welcher sich derart schlecht fahren ließ. Wie angeklebt am Boden, absolut nicht rollend, gelangen wir dem Gipfel entgegen. Nicht auszudenken, was sich hier weit hinten im Fahrerfeld abspielt, sicher für viele eine Schiebepassage und selbst laufen wäre dort eine Qual.
Die letzten Kilometer zum Ziel waren dann nochmals zäh auf Schotterautobahnen auf und ab bevor wir in den lang ersehnten Zieldownhill nach Cres einbogen. Schnell und rau war diese Abfahrt, der Körper leer gefahren, die Hände schmerzten vom verkrampften festhalten der Lenkstange und so richtiger Abfahrtsflow kam nicht mehr auf. Wir waren froh, die Ziellinie überquert zu haben und konnten heute wiederholt einen 4 Platz verbuchen. Wir halten an unserer Taktik fest, weiterhin in den technischen Passagen nicht am Limit zu fahren, vielleicht geht der Plan ein zweites Mal auf und wir können nochmal auf's Treppchen steigen.